Traditionelle Kostüme
Altfrank
Ursprünge der Figur
Die Figur des Altfrank verkörpert einen Mann von vornehmer Gesinnung, einen Edelmann sozusagen, zur Zeit des Spätbarock. Das Kostüm hat seine Ursprünge in der barocken Bürgerkleidung. Diese wiederum geht auf Militäruniformen des frühen 17. Jahrhunderts zurück.
Erste Hälfte 17. Jahrhundert - Vom Soldatenrock zum Uniformrock
Gegen Ende des 16. Jahrhunderts und vor Allem nach dem dreissigjährigen Krieg war es zunehmend der französische Hof, der in der Mode den Ton angab. Die stehenden Heere verlangten nun nach einheitlicher Kleidung. Und so entstand aus dem Soldatenrock der Uniformrock, der zunächst nur von einfachen Soldaten getragen wurde. „Schliesslich mussten aber auch Offiziere und der König als oberster Kriegsherr Uniformröcke tragen. Damit wurden diese hoffähig und von der Herrenmode übernommen.” (Quelle: Erika Thiel. Geschichte der Kostüms. Leipzig 2010, 230.)
Zweite Hälfte 17. Jahrhundert - Vom Uniformrock zum Justaucorps
Damit änderte sich aber auch der Schnitt des Gewandes. Der Rock bekam eine Taille und wurde zum sogenannten Justaucorps (dem Körper eng anliegenden Rock). Unter dem Justaucorps wurde nun eine Weste getragen. Diese ersetzte den Wams und war anfänglich meist noch aus gleichem Stoff und Schnitt wie der Justaucorps. Erst im 18. Jahrhundert bekam die Weste ihre heutige Form.
Ende 17. Jahrhundert - Kniehose, Strümpfe, Schnallenschuhe, Dreispitz
Die bis dahin vorherrschenden weiten Hosen wurden ab den achtziger Jahren des 17. Jahrhunderts durch die Kniehose (Culotte) ersetzt. Da diese unter dem Rock verschwand, hatte sie modisch keine grosse Bedeutung mehr. Der Strumpf schob sich nun bis über das Knie. Fortan stand er zusammen mit dem Schuh im Mittelpunkt. Beim Schuh etablierten sich höhere Absätze sowie längere Spitzen und ab den siebziger Jahren Schnallen. Die Allongeperücke (eine grosse langlockige Perücke) gewann an Bedeutung. Nach dem Tod Ludwig XIV wurde sie aber bald wieder flacher, so dass sich gegen Ende des 17. Jahrhunderts der Dreispitzhut durchsetzen konnte.
Erste Hälfte 18. Jahrhundert - Attribute des Altfrank etablieren sich
In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts bildete sich dann im wesentlichen der Anzug heraus, wie wir ihn beim Altfrank sehen. Er wurde noch feiner und graziler, hatte aber weniger Verzierungen, was auch mit dem Untergang des Adels zu tun hatte. Die Ärmel wurden enger und die Weste leichter. Um den Hals trug der Edelmann ein Spitzenjabot und die Ärmel wurden mit Spitzenmanschetten versehen. Die Kniehose wurde nun über die Strümpfe gezogen (seit etwa 1730) und mit einem Knieband unterhalb des Knies geschlossen. Die Absätze des Schuhs wurden wieder niedriger, die Allongeperücke hatte endgültig ausgedient und das Haar wurde im Nacken mit einem Bändel zusammengebunden.
Zweite Hälfte 18. Jahrhundert - Vom Justaucorps zum Frack
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wandelte sich der Justeaucorps schlussendlich unter dem Einfluss der englischen Mode zum Frack.
Altfränkisch als Synonym für altmodisch
Doch mit fortschreitendem Wandel war auch diese Kleidung nicht mehr zeitgemäss. Zopfige Pedanten aber, die am Hergebrachten klebten, nannte man altväterische oder altfränkische Gemüter. Altfränkisch (eigentlich nach Weise der fränkischen Vorfahren) ist ein stärkerer Ausdruck für altväterisch, was soviel wie altmodisch oder unzeitgemäss respektive rückständig bedeuted. Und so entstand vermutlich das Kostüm, quasi die Karikatur eines rückständigen edlen Bürgers.
Vorkommen
Den Altfrank finden wir heutzutage nicht nur an der Basler Fasnacht. Als Altfrankspritzer existiert er zum Beispiel auch beim Imster Schemenlaufen im österreichischen Tirol. Und auch beim Vogel Gryff, dem Kleinbasler Ehrentag, begleiten drei Tambouren, als Altfrank verkleidet, die drei Ehrenzeichen.
Kostüm
Das Kostüm besteht aus einem Frack aus Samt oder Tuch mit Messingknöpfen. Darunter trägt der Altfrank ein Gilet. Die Kniebundhose (ebenfalls aus Samt) überdeckt die meist weissen Kniestrümpfe unterhalb des Knies. Weitere Merkmale sind das Spitzenjabot sowie Schnallenschuhe mit Absätzen. Die Maske hat eine weisse Perücke mit Lockenflügeln/Haarrollen und Zopf. Darauf sitzt ein Dreispitzhut mit Kokarde und Federbusch. Der Alfrank ist eine vornehme Gestalt mit manchmal leicht dümmlichem Ausdruck.